Kieler Schatten

Stadtentwicklung


Die Ernennung Kiels zum Reichskriegshafen 1871 führte zu einem rasanten Wirtschaftsaufschwung der Stadt. Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung von 31.000 auf fast 220.000 Einwohner. Umfangreiche Eingemeindungen erfolgten und viele neue Baugebiete wurden erschlossen. In der Innenstadt wurden zu klein gewordene Verwaltungsgebäude abgerissen durch größere Neubauten ersetzt. Die Straßen wurden verbreitert, um den gewachsenen Verkehr aufnehmen zu können. Auf historische Bausubstanz nahm man dabei kaum Rücksicht. Heute findet sich in Kiel kaum ein Gebäude, das älter ist als 100 Jahre. Man könnte den Eindruck haben, dass Kiel erst 1900 gegründet wurde. 



Abb. 1 - Kieler Neueste Nachrichten
Abb. 1 - Kieler Neueste Nachrichten

Kieler Neueste Nachrichten. Das 1905 errichtete Gebäude (heute „Kieler Nachrichten“) in der Fleethörn, von der Holstenstraße aus gesehen. Im Hintergrund ist der Turm des noch im Bau befindlichen neuen Rathauses zu sehen.

 

Hier kaufte Rosenbaum eine Sonderausgabe zum Rücktritt von Reichskanzler Bülow und schaute den Bauarbeiten am Rathaus zu.

Aufnahme von 1910.


Abb. 2 - Polizeipräsidium Kiel
Abb. 2 - Polizeipräsidium Kiel

Polizeipräsidium Kiel. Zu sehen ist der Nordflügel an der Wilhelminenstraße. Der Haupteingang befindet sich in der Blumenstraße (rechts, nicht im Bild). Deshalb wird das Präsidium im Volksmund Blume genannt. Der in romantisierender Burgenarchitektur gehaltene Backsteinbau wurde 1908 in Betrieb genommen. Nach Zerstörung im zweiten Weltkrieg ist der Eckturm nicht wieder aufgebaut worden.


Abb. 3 - Holtenauer Straße
Abb. 3 - Holtenauer Straße

Holtenauer Straße, (hier Ecke Gneisenaustraße/ Wrangelstraße in Richtung Norden gesehen) ist Teil einer riesigen Stadterweiterung von der Brunswik bis zum Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) nach dem sog. Stübbenplan, eine gutbürgerliche Gegend mit großzügigen Wohnhäusern. Der abgebildete Straßenzug ist von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges weitgehend verschont worden und lässt sich noch heute leicht wiedererkennen. 

In der Straßenbahn könnte Rosenbaum gesessen haben, als er sich auf dem Weg zum Polizeipräsidium verirrte.

Aufnahme um 1913.


Abb. 4 - Düppelstraße/Feldstraße
Abb. 4 - Düppelstraße/Feldstraße

Düppelstraße/Feldstraße. Das Eckhaus befindet sich im Stadtteil Blücherplatz in demselben Ausbaugebiet wie die Holtenauer Straße in der vorangegangenen Abbildung. Die Wohngegend ist damals wie heute von der Nachbarschaft zur Universität und den Universitätskliniken geprägt. Damals wohnten hier vorwiegend mittlere Angestellte und Marineangehörige, heute vielfach Studenten. 

 

Hier besichtigt Rosenbaum auf seiner Wohnungssuche ein Zimmer. 


Abb. 5 - Großer Kuhberg
Abb. 5 - Großer Kuhberg

Großer Kuhberg. Die Straße „Großer Kuhberg“, betrachtet von der Holstenstraße in Richtung Exerzierplatz. Hier rollte der Handkarren mit Rosenbaums Gepäck hinunter.

 

Das Kuhberg-Viertel war ursprünglich von engen Gängen und ärmlichen Buden gekennzeichnet. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, die Buden sukzessive abzureißen und durch vierstöckige Wohnhäuser zu ersetzen. Der Ausbau wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs gestoppt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Viertel weitgehend zerstört und wurde durch die Ostseehalle (heute: Sparkassen-Arena) ersetzt. Die Straße „Großer Kuhberg“ ging im oberen Teil in die Straße Ziegelteich, im unteren Teil im Europaplatz auf. Heute erinnern nur noch einige Straßennamen wie Spritzengang, Bäckergang oder Kleiner Kuhberg an das Kuhbergviertel. 


Abb. 6 - Großer Kuhberg 48
Abb. 6 - Großer Kuhberg 48

Großer Kuhberg 48. Das weiße Kachelhaus  in einer Aufnahme von ca. 1910. Hier nahm Rosenbaum ein Zimmer zur Untermiete. Links unten ist die Konditorei Bunte zu erkennen.

Das Haus überstand den Zweiten Weltkrieg als eines der wenigen am Kuhberg. Es musste aber 1971 einem Parkplatz für die Gäste der Ostseehalle weichen.


Abb. 7 - Zwei Fähren
Abb. 7 - Zwei Fähren

Zwei Fähren, Fördedampfer genannt, bedienen den Personenverkehr zwischen West- und Ostufer der Förde. Zu sehen ist der Fähranleger am Ostufer. Er markierte die Grenze zwischen der Kaiserlichen Werft (links) und der  Germaniawerft (rechts).

Rosenbaum benutzte die Fähre, um zur Germaniawerft zu gelangen.


Abb. 8 - Kaiserliche Segeljacht SMY Meteor
Abb. 8 - Kaiserliche Segeljacht SMY Meteor

Die Kaiserliche Segeljacht SMY Meteor in einem Dock der Kaiserlichen Werft. Aufnahme von 1909.


Die SMY Meteor III war die dritte von fünf kaiserlichen Segeljachten, die Wilhelm II auf großen Regatten einsetzte, um den deutschen Anspruch als eine der führenden Seefahrernationen zu unterstreichen. Sie wurde 1902 bei Underwood & Underwood in New York gebaut. Indes segelte die Meteor III der Konkurrenz meist hinterher. Wilhelm II entschied sich deshalb, eine neue Segelyacht, die Meteor IV, konstruieren zu lassen. Sie wurde auf der Germaniawerft in Kiel gebaut und löste die Meteor III 1910 ab.


Abb. 9 - Kaiserliche Motorjacht SMY Hohenzollern
Abb. 9 - Kaiserliche Motorjacht SMY Hohenzollern

Die Kaiserliche Motorjacht SMY Hohenzollern im Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute: Nord-Ostsee-Kanal). Im Hintergrund ist die Levensauer Hochbrücke zu sehen.

Die Hohenzollern diente  Kaiser Wilhelm II von 1893 bis 1918 für repräsentative Zwecke. Sie sollte 1914 durch ein hochmodernes Schiff gleichen Namens abgelöst werden, wozu es aber wegen die Kriegsausbruchs nicht mehr kam.

Länge: 122 m

Breite 14 m

Besatzung: bis 354 Mann    


Abb. 10 - Rathaus
Abb. 10 - Rathaus

Das Rathaus (links) mit Opernhaus und Neumarkt (heute: Rathausplatz). Das Rathaus wurde 1907-11 erbaut.

 

Rosenbaum schaute hier den Bauarbeitern zu, nachdem er sich eine Zeitung gekauft hatte.

 

Die Aufnahme stammt von 1925. Vorne links fehlt noch das 1927 gebaute Bankhaus Ahlmann (heute: Deutsche Bank).


Abb. 11 - Gerichtsgebäude Ringstraße
Abb. 11 - Gerichtsgebäude Ringstraße

Das Gerichtsgebäude befand sich bis 1926 in der Ringstraße zwischen Königsweg und Hopfenstraße. Es beherbergte das Landgericht, das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft, in einem Nebengebäude war das Gefängnis untergebracht. Schon zu Rosenbaums Zeiten herrschte großer Platzmangel, so dass bis 1919 ein neues Gefängnis in der Faeschstraße gebaut wurde. Die freigewordenen Räume dienten dann als Büros für das Gericht. Schon bald war es wieder zu klein, so dass ein neues Gerichtsgebäude am Schützenwall direkt angrenzend an das Gefängnis Faeschstraße errichtet und 1926 bezogen wurde. Dieser Gebäudekomplex ist noch heute in derselben Weise in Betrieb. Das Gerichtsgebäude Ringstraße wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auf dem Gelände befindet sich heute eine Tankstelle.