Kieler Schatten

Roman

 Inhalt


Sommer 1909. Kranführer Fricke wird morgens unter seinem Kran bei der Kieler Germaniawerft mit einer Schussverletzung tot aufgefunden. Die Ermittlungen führen Kriminalobersekretär Rosenbaum und seine beiden Assistenten Steffen und Gerlach in das Milieu der Kieler Werftarbeiter. Es stellt sich heraus, dass Fricke ein intimes Verhältnis mit Erika Marckmann, der Frau des Schiffsschweißers Heinz Marckmann gehabt hatte. Erika war von Fricke schwanger geworden und er zwang sie zur Abtreibung. 

Zeitgleich mit den Ermittlungen erstattet der britische Geheimagent John Invest bei seinen Vorgesetzten in London Bericht über seinen letzten Einsatz. Auch in Berlin wird Bericht erstattet: Der bei der deutschen Spionageabwehr tätige Leutnant Wilhelm Kiniras steht seinem Chef in Berlin Rede und Antwort.

Invest berichtet von seinem gescheiterten Einsatz, bei dem ein von ihm als V-Mann angeworbener Schiffs-schweißer der Germaniawerft mit dem Decknamen ›Thunderbolt‹ von einem Informanten mit dem Decknamen ›Magpie‹ geheime Konstruktionspläne erhalten sollte.

Kiniras berichtet von einem vereitelten britischen Spionageangriff, bei dem der Informant ›Doppelkopp‹ sich gegenüber dem für die Briten arbeitenden V-Mann ›Talpa‹ bereiterklären sollte, geheime Konstruktions- pläne zu übergeben.

Die Handlung erlangt durch den Spionagehintergrund weltpolitische Bezüge. Sie spielt zu einer unterschätzten Zeit an einem unterschätzten Ort. Tatsächlich waren bereits die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg eine Zeit dramatischen Weltgeschehens, Deutschland mittendrin und Kiel eine der wichtigsten deutschen Garnisons-städte.

 

Der Roman setzt sich mit Fragen der Subjektivität und des Perspektivismus auseinander. Die Geschichte wird ausschließlich aus subjektiven Perspektiven erzählt. Die Subjektivität der Wirklichkeit, das unterschiedliche Erleben desselben Geschehens durch verschiedene Personen, die Verbrämung der Perspektive, all das taucht in unterschiedlicher Spielart immer wieder auf: von den nationalen Perspektiven der Briten und der Deutschen beim damaligen Wettrüsten über einander widersprechende Militärstrategien bis hin zu den unterschiedlichen Detailkenntnissen der Protagonisten von den erzählten Ereignissen.

Das führt schließlich zu der Frage, inwieweit objektive Wahrheit existiert und erkennbar ist. Die Frage bleibt letztlich auf paradoxe Weise unbeantwortet: Die Figuren erfahren eine über ihre subjektiven Perspektiven hinausgehende objektive Wahrheit nicht, der Leser schon, aber nur aus einem von ihm anzustellenden Vergleich der unterschiedlichen Perspektiven.