Historische Personen
Theobald von Bethmann Hollweg
* 29. 11.1856 in Hohenfinow; † 2.1. 1921 ebenda
Bethmann Hollweg war von 1909 bis 1917 Reichskanzler. Er vertrat liberale Auffassungen, war nicht parteigebunden, stand aber der linksliberalen FVP nahe.
Während seiner Amtszeit bemühte er sich um einen Ausgleich zwischen Sozialdemokraten und Konservativen. Diese Haltung verschaffte der SPD eine gewisse Akzeptanz im Bürgertum. Dennoch brachte sie Bethmann Hollweg viel Kritik ein, und zwar von beiden Seiten.
Ab 1916 bemühte sich Bethmann Hollweg um einen Verständigungsfrieden auf der Basis einer gestärkten deutschen Machtposition. Ein Konflikt mit der Obersten Heeresleitung führte jedoch 1917 zu seiner Entlassung.
Dr. Paul Fuß
* 29. 6.1844 in Posen; † 7. 1.1915 in Charlottenburg
Paul Fuß war von 1888 bis 1912 Oberbürgermeister von Kiel. Er galt als monarchisch, preußisch und konservativ. In seine Amtszeit fiel die Entwicklung Kiels von einem kleinen Provinzstädtchen zur Großstadt. Die mit dem rasanten Wachstum verbundenen Aufgaben wurden unter seiner Leitung erfolgreich durchgeführt.
Weniger rühmlich ist allerdings seine Rolle beim Kommunalwahlrecht. Das Erstarken der Sozialdemokratie veranlasste ihn dazu, die konservativen und bürgerlichen Kräfte zu fördern, um eine SPD-Mehrheit in der Stadtverordneten-versammlung zu verhindern. Zunächst betrieb er eine Erhöhung des Wahlzensus. Später versuchte er, ein Klassenwahlrecht einzuführen, wurde daran aber durch starken politischen Widerstand gehindert.
Johann (John) Most
* 5. 2.1846 in Augsburg; † 17. 3.1906 in Cincinnati
Most war Sozialrevolutionär, Publizist und Anarchist. Unter dem Einfluss von Ferdinand Lassalle, August Bebel und Wilhelm Liebknecht wurde er bereits in jungen Jahren zu einem führenden Sozialdemokraten und war von 1874 bis 1878 Reichstagsabgeordneter. Seine Erfahrungen mit dem damaligen parlamentarischen System, in dem soziale Bestrebungen nur wenig Erfolg hatten und er für - nach heutigen Maßstäben zunächst noch gemäßigte - politische Reden oft Gefängnisstrafen verbüßte, trieben ihn immer mehr zu radikalen politischen Positionen. Es folgte der Ausschluss aus der SAP und Exil in England, später in den USA. Von dort aus betrieb er anarchistische Agitation und sprach offen seine Sympathie für politische Attentate aus.
Most lieferte das Vorbild für die Romanfigur des Hans Mast.
Hans von Plessen
* 26.11.1841 in Spandau; † 28.1.1929 in Potsdam
Als Generaladjutant und Kommandant des Kaiserlichen Hauptquartiers gehörte Plessen zum engsten Kreis um Kaiser Wilhelm II.
Heinrich von Preußen
* 14.8.1862 in Potsdam; † 20.4.1929 in Hemmelmark
Bruder des Kaisers. Heinrich war mit Leib und Seele Seemann. Schon als Kind strebte er eine Karriere als Marineoffizier an. Seine glücklichsten Jahre verlebte er als Kapitän und später als Kommodore. Doch seine Herkunft katapultierte ihn ohne seinen Willen in noch höhere Ebenen, in denen er vornehmlich mit Repräsentation, Verwaltung und Politik zu tun hatte; er wurde Großadmiral und Generalinspekteur der Marine. Im Gegensatz zum Kaiser war er wesensmäßig von Zurückhaltung und Bescheidenheit geprägt. Das machte ihn - auch im Gegensatz zum Kaiser - zu einem international anerkannten und erfolgreichen Diplomaten. Er verehrte seinen Bruder und unterwarf sich ihm, bekam aber nicht in entsprechendem Maß Anerkennung zurück.
66-jährig starb Heinrich wie sein Vater an Kehlkopfkrebs; beide waren zeit ihres Lebens Kettenraucher gewesen.
August Reinsdorf
* 31. 1.1849 in Pegau; † 7. 2.1885 in Halle/Saale
Reinsdorf war Anarchist. Bekannt wurde er durch das von ihm vorbereitete Attentat vom 28.9.1883 auf Kaiser Wilhelm I. und die versammelte deutsche Fürstenschaft. Eine versteckte Dynamitmine sollte explodieren. Die Ausführung durch Reinsdorfs Mitverschwörer Franz Reinhold Rupsch und Emil Küchler scheiterte - bei strömendem Regen - an der Durchfeuchtung der Zündschnur. Reinsdorf wurde wegen Anstiftung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und zusammen mit Küchler hingerichtet.
Reinsdorf lieferte das Vorbild für die Romanfigur des August Randsdorf.
Dedo von Schenck
* 11. 2.1853 auf Schloss Mansfeld; † 28.4.1918 in Wiesbaden
Schenck war ein erfahrener Heeresoffizier und ab 1909 Generaladjutant des Kaisers.
Albert von Seckendorff
* 11. 3.1849 in Ebersdorf; † 28.6.1921 auf Schloss Brand
1888 wurde Seckendorff zum Hofmarschall des Prinzen Heinrich von Preußen bestellt. Diese Position hatte er bis zum Ende der Monarchie in Deutschland im November 1918 inne.
Wilhelm Spiegel
* 22.6.1876 in Gelsenkirchen; † 12.3.1933 in Kiel
Spiegel war Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker. Von 1911 bis 1933 gehörte er für die SPD der Kieler Stadtverordneten-versammlung an, von 1919 bis 1924 stand er ihr vor. Als engagierter Strafverteidiger gelangen ihm einige Aufsehen erregende Freisprüche, zuletzt 1932 in einem spektakulären Prozess gegen Adolf Hitler. 1933 wurde er in seiner Wohnung erschossen. Die Umstände der Tat sind nicht restlos aufgeklärt, man wird aber davon ausgehen können, dass die Täter SS-Männer waren und ein Zusammenhang mit dem Prozess von 1932 bestand.
Wilhelm II.
* 27.1.1859 in Berlin; † 4.6.1941 in Doorn
Die heute herrschende Meinung über Wilhelm II hält ihn für einen großmannssüchtigen und ungeschickten Staatsmann, der Deutschland zuerst in die politische Isolation und dann in den Weltkrieg geführt hat. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Er setzte sich auch für die Arbeiterschaft und für Minderheiten ein, baute Bismarcks Sozialsystem aus, sorgte für Wohlstand und machte das Reich zu einer der führenden Industrienationen. Doch sein Staatsverständnis mit einem mächtigen und paternalistischen Monarchen passte nicht mehr in die Zeit.